Strom-, Dampf- und Wärmeerzeugung haben im Norden des Ruhrgebiets eine lange Tradition von über einem Jahrhundert. Die Energiewende stellt das Ruhrgebiet nun vor ganze neue Herausforderungen für Industrie und Infrastruktur. Der Uniper-Standort Scholven in Gelsenkirchen ist dabei ein gutes Beispiel dafür. Gleichzeitig ist der Standort aber auch ein Modell dafür, wie die Transformation zu einer dekarbonisierten Energiezukunft aussehen kann: Das vorhandene Kohlekraftwerk wird durch eine Gas- und Dampfanlage (GuD) mit zwei Gasturbinen und einem Dampfkessel ersetzt, um Industriekunden in der Region mit Energieprodukten zu versorgen, jedoch mit deutlich geringeren CO2-Emissionen.

Motiviert durch ein erhöhtes Umweltbewusstsein und die Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen stellen sich Industriestandorte wie Scholven jetzt der Herausforderung industrielle Prozesse zu dekarboniseren und Arbeitsplätze zu erhalten. Wasserstoff sehen wir hierbei als strategischen Wegbereiter, denn er ermöglicht die Dekarbonisierung konventioneller Technologien und Prozesse, die nicht elektrifiziert werden können und schafft somit großes Potenzial Emissionen einzusparen.
Scholven bringt als Standort die optimalen Bendingungen für Wasserstoff-Projekte mit:
- zwei Anschlüsse an zwei verschiedene Wasserstoff-Pipelines in unmittelbarer Nähe zum Standort
- Möglichkeit zur Einbindung von Wärme-, Dampf-, Druckluft-, Strom-, Erdgas- und Wasserflüssen
- bestehende Pipeline-Systeme zu anderen Industriepartnern
- direkte Anbindung des Standorts an Bahn und Autobahn
- zentrale Lage im Ruhrgebiet
- große Verfügbarkeit von Brachland
Darüber hinaus wird Uniper ein industrielles Wasserstoffforschungs- und -schulungszentrum (H2iRTC – Hydrogen industrial Research & Training Center) betreiben, das die benötigte Infrastruktur für den Betrieb spezifischer Wasserstoffanwendungen bereitstellt. So können grundlegende Aspekte der Wasserstoff-Zukunft erforscht werden und in Pilotanlagen für kleine und mittelständische Unternehmen und Startups gemeinsam mit führenden akademischen und industriellen Partnern entwickelt und demonstriert werden. Einige der im H2iRTC behandelten Themen sind:
- Untersuchung und Optimierung der kostengünstigsten und effizientesten Speicheroptionen (wie z.B. unterirdische Höhlen), und Transport
- Sicherheit und Beständigkeit von Materialien die mit Wasserstoff in Kontakt sind
- Sicherheit und Arbeitssicherheit
- Substitution oder Teilsubstitution von Methan
Das Schulungszentrum soll als Teil des H2iRTC einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung von Facharbeitskräften in der Region Rhein-Ruhr leisten und es damit für KMU und Startups erleichtern sich anzusiedeln. Im Fokus der Schulungen steht die Weiterbildung im Bereich Wasserstoff als zentraler Bestandteil einer dekarbonisierten Energiewelt. Um die Fachkräfte fit für die dekarbonisierte Energiezukunft zu machen, sollen qualifizierte und zertifizierte Weiterbildungen in Praxis und Theorie ermöglicht werden. Damit werden Arbeitsfelder, die zukünftig verstärkt mit Wasserstoff in Berührung kommen werden, für die Zukunft qualifiziert und bestehende Arbeitsplätze gesichert. Ebenso werden durch die Entwicklung des H2iRTC in der Region neue Stellen geschaffen. Durch verschiedene Partnerschaften mit Institutionen aus der Region wird das Ausbildungszentrum damit zu einer der wichtigsten Säulen der örtlichen Ausbildungslandschaft.
HyScholven
Um unsere Ziele aus dem Programm „Making Net Zero Possible“ zu erreichen (bis 2035 klimaneutral zu werden) und gleichzeitig unsere Industrie- und Haushalts-Kunden sicher mit Prozessdampf und -wärme zu versorgen, müssen fossile Brennstoffe zukünftig durch CO2-arme Alternativen ersetzt werden. Im Rahmen des Projekts HyScholven wird untersucht, ob ein Betrieb der GuD-Anlage mit Erdgas und Wasserstoff und später allein mit Wasserstoff möglich ist. Dies wird hauptsächlich durch den Austausch der Turbinen, die Installation einer Gasmischstation und die Umrüstung weiterer Komponenten erreicht. Der Betrieb der Turbinen mit Wasserstoffkonzentrationen von bis zu 5 Vol.-% ist bereits heute möglich. Ein zuverlässiger Betrieb mit bis zu 100 Vol.-% Wasserstoff ist für 2030 geplant.

Mehr Informationen
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