Düsseldorf,
17
Februar
2023
|
07:30
Europe/Berlin

Entfallene russische Gaslieferungen belasten Unipers Ergebnis im Jahr 2022 signifikant – andere operative Geschäfte bleiben profitabel

Zusammenfassung
  • Bereinigtes EBIT mit -10,9 Mrd. € und bereinigter Konzernüberschuss mit
    -7,4 Mrd. € aufgrund realisierter Mehrkosten der Gasbeschaffung deutlich unter dem Vorjahr
  • IFRS-Nettoverlust in Höhe von 19,1 Mrd. € wird zusätzlich durch die Erfassung antizipierter Verluste aus der Gasersatzbeschaffung sowie durch die Entkonsolidierung der Unipro belastet
  • Finalisierung der Uniper-Stabilisierungsmaßnahmen und fortlaufende Implementierung
  • KfW-Kreditfazilität verlängert
  • Erfolgreiche Beiträge zur Versorgungssicherheit mit Deutschlands erstem LNG-Terminal und verlängertem Marktbetrieb von Kraftwerken
  • Ausblick 2023: Bereinigtes EBIT und bereinigter Konzernüberschuss über dem Vorjahresniveau 2022 erwartet

Uniper hat im Geschäftsjahr 2022 ein bereinigtes EBIT von -10,9 Mrd. € erzielt. Im Vorjahr lag das bereinigte EBIT bei 0,95 Mrd. €. In beiden Zahlen ist Unipro nicht enthalten, das als aufgegebener Geschäftsbereich ausgewiesen wird und zum Jahresende 2022 entkonsolidiert wurde.

Das bereinigte EBIT im Segment Globaler Handel ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gesunken. Nach einem sehr guten Ergebnis im Vorjahreszeitraum ist der Rückgang im Wesentlichen auf das Gasgeschäft zurückzuführen. Dieses wurde durch höhere Wiederbeschaffungskosten aufgrund der Kürzung der russischen Gaslieferungen ab dem 14. Juni 2022 belastet. Mit Ende August des Jahres 2022 hat sich diese Belastung durch den kompletten Lieferstopp weiter verschärft. Um seine Kundenverträge bedienen zu können, war und ist Uniper gezwungen, Gas zu hohen Preisen vor allem an den Spotmärkten zu kaufen. Der Ergebnisbeitrag aus dem sonstigen Gasgeschäft war aufgrund von Optimierungsaktivitäten positiv.

Das internationale Portfolio wurde durch den Ausfall von LNG-Lieferungen aus dem amerikanischen Freeport-LNG-Terminal aufgrund eines Feuerschadens an der dortigen Infrastruktur belastet. Ebenso wirkte sich der Wegfall außergewöhnlicher Optimierungserträge aufgrund extrem kalten Wetters im vergleichbaren Vorjahreszeitraum negativ aus.

Im Segment Europäische Erzeugung lag das bereinigte EBIT im Jahr 2022 signifikant über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der starke Anstieg ist insbesondere auf positive Ergebnisbeiträge aus der Marge im Bereich der fossilen Stromerzeugung aufgrund deutlich höherer Spreads zurückzuführen. Negativ auf das bereinigte EBIT im Vergleich zum Vorjahr wirkten höhere Liefer- und Bezugskosten für Steinkohle im Rahmen der Übergangsstrategie zur Kohlebezugsdiversifizierung.

Die Veräußerung des Kraftwerks Schkopau im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2021, niedrigere Beiträge aus dem britischen Kapazitätsmarkt sowie höhere Abschreibungen insbesondere im Bereich der fossilen Kraftwerksflotte hatten einen negativen Ergebniseffekt. Das schwedische Kernenergiegeschäft wird im Wesentlichen durch eine inflationsbedingt höhere bereinigte EBIT-wirksame Zuführung zu der Rückstellung für Entsorgungs- und Rückbauverpflichtungen sowie durch ungeplante Nichtverfügbarkeiten belastet.

Der bereinigte Konzernüberschuss – ohne Unipro – folgt im Wesentlichen dem bereinigten EBIT und liegt nach zwölf Monaten mit -7,4 Mrd. € deutlich unter dem bereinigten Ergebnis des vergleichbaren Vorjahreszeitraumes in Höhe von 0,75 Mrd. €.

Der IFRS-Konzernfehlbetrag zum 31. Dezember 2022 in Höhe von 19,1 Mrd. € enthält rund 13,2 Mrd. € an realisierten Kosten der Gasersatzbeschaffung und rund 5,9 Mrd. € an künftigen Verlusten, die durch anhaltende Gasersatzbeschaffungskosten für nicht geliefertes russisches Gas erwartet werden. Zuvor hatte Uniper in seinen Neunmonatszahlen für das Geschäftsjahr 2022 Belastungen in Höhe von insgesamt rund 40 Mrd. € aus bereits eingetretenen tatsächlichen Verlusten und erwarteten zukünftigen Verlusten aus Gasersatzbeschaffungskosten auf der Basis deutlich höherer Marktpreise zu diesem Zeitpunkt ausgewiesen.

Die Differenz zwischen dem bereinigten Konzernfehlbetrag und dem IFRS-Konzernfehlbetrag ist hauptsächlich auf nicht-operative bilanzielle Bewertungseffekte im Zusammenhang mit dem Russland-Geschäft sowie nicht fortgeführte Aktivitäten zurückzuführen. Der IFRS-Konzernfehlbetrag enthält die oben erwähnten Kosten für zukünftige Gasersatzbeschaffungen in Höhe von 5,9 Mrd. € sowie Wertminderungen von Vermögenswerten und Goodwill in Höhe von insgesamt 3,1 Mrd. €, einschließlich der Abschreibung auf das Nord-Stream-2-Darlehen in Höhe von 1 Mrd. €. Darüber hinaus führte die Entkonsolidierung von Unipro zu einem Verlust von 4,4 Mrd. €.

Die wirtschaftliche Nettoverschuldung ist signifikant von 324 Mio. € auf 3 Mrd. € gestiegen. Der Hauptgrund ist ein negativer operativer Cashflow in Folge der russischen Gaslieferkürzungen in Verbindung mit dem Aufbau von Gasspeichervorräten aufgrund höherer Gaspreise. Der operative Cashflow wurde außerdem durch Maßnahmen zur Liquiditätsoptimierung, die im Jahr 2021 ergriffen wurden, negativ beeinflusst. Positiv auf die wirtschaftliche Nettoverschuldung wirkten geringere Pensionsrückstellungen aufgrund gestiegener Zinsen sowie die Kapitalerhöhung Ende 2022.

Die hohen Unsicherheiten über die Entwicklung der Gaspreise und die damit verbundenen Kosten der Ersatzbeschaffung können zu einer hohen Volatilität des bereinigten EBIT im Geschäftsjahr 2023 führen. Uniper erwartet vor diesem Hintergrund für das Geschäftsjahr 2023 ein über dem Vorjahresniveau liegendes bereinigtes EBIT für den Uniper-Konzern. Für den bereinigten Konzernüberschuss 2023 erwartet Uniper ebenfalls eine Erhöhung im Vergleich zum Geschäftsjahr 2022.

Konsequente Umsetzung der Stabilisierungsmaßnahmen und EU-Auflagen

Am 19. Dezember 2022 haben die Uniper-Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung den vorgeschlagenen Kapitalmaßnahmen zur Stabilisierung des Unternehmens mit großer Mehrheit zugestimmt. Damit wurde die Grundlage für die staatliche Stabilisierung in Form einer Kapitalerhöhung von 8 Mrd. € sowie eines Genehmigten Kapitals in Höhe von 25 Mrd. € geschaffen. Von dem Genehmigten Kapital wurden bis Jahresende 2022 rund 5,5 Mrd. € in Anspruch genommen. Das Genehmigte Kapital soll weiter in Tranchen genutzt werden. Bis zur Umsetzung der jeweiligen Kapitalerhöhung aus dem Genehmigtem Kapital soll eine Zwischenfinanzierung durch die bundeseigene KfW-Bank in erforderlicher Höhe erfolgen.

Die Belastungssituation aus den Mehrkosten der Gasersatzbeschaffung wird spätestens Ende 2024 gelöst sein, so dass die außerordentliche finanzielle Unterstützung durch den Staat in Form von Eigenkapitalzuführungen und auch durch KfW-Kreditfazilitäten zur Deckung des Liquiditätsbedarfs im Laufe der Zeit auslaufen wird. In einem ersten Schritt wurde die KfW-Fazilität in Höhe von 18 Mrd. € durch eine KfW-Fazilität in Höhe von zunächst 16,5 Mrd. € mit einer Laufzeit bis 2026 ersetzt, die im Laufe der Zeit bis zur Fälligkeit reduziert wird.

Die beihilferechtliche Genehmigung durch die EU-Kommission, die Voraussetzung für die Umsetzung des Stabilisierungspakets ist, wurde am 20. Dezember 2022 erteilt. Sie enthält eine Reihe von strukturellen Maßnahmen, die Uniper erfüllen muss. Dazu zählt der Verkauf der Beteiligung an Unipro sowie einzelner konventioneller Erzeugungsanlagen und einzelner Unternehmensbeteiligungen. Uniper konnte bereits Vereinbarungen über den Verkauf seiner 20%-igen Beteiligung an der niederländischen BBL Company V.O.F. und seines Handelsgeschäfts mit Schiffskraftstoffen in den Vereinigten Arabischen Emiraten schließen.

Klaus-Dieter Maubach, CEO Uniper

Unser Unternehmen war aufgrund der Belastungen durch die Gasersatzbeschaffungskosten in einer massiven Schieflage, die mit staatlicher Hilfe ausgeglichen werden konnte. Uniper ist im Kern ein starkes Unternehmen, das das schwierigste Jahr seiner Firmengeschichte erfolgreich überstanden hat. Unsere Mitarbeitenden und unsere Assets haben trotz dieser widrigen Umstände einen elementaren Beitrag zur sicheren Versorgung Deutschlands mit Gas und Strom geleistet. Mit der Errichtung von Deutschlands erstem LNG-Terminal in Wilhelmshaven im neuen sogenannten Deutschlandtempo haben wir gezeigt, dass Uniper ein verlässlicher Partner bei komplexen Infrastruktur-Projekten ist. Wir haben über zwei Gigawatt verlässliche Kraftwerkskapazität in den deutschen Strommarkt zurückgebracht, um den Gasverbrauch während der aktuellen Engpass-Situation zu vermindern. Aufgabe des neuen Vorstandes und des Aufsichtsrates wird es sein, Uniper weiterzuentwickeln und wieder profitabel zu machen. Dabei werden Versorgungssicherheit und Dekarbonisierung die Leitplanken bilden – denn sie sind zwei Seiten derselben Medaille.

Klaus-Dieter Maubach, CEO Uniper
Tiina Tuomela, CFO Uniper

Die Entwicklung des Gaspreises beeinflusst ganz wesentlich Unipers Kosten der Gasersatzbeschaffung. Bekanntlich muss Uniper die fehlenden Liefermengen aus Russland anderweitig beschaffen. Aufgrund des signifikanten Rückgangs des Gaspreises zum Jahresende 2022 konnten die erwarteten Verluste für zukünftige Gasersatzbeschaffungskosten von rund 30 Mrd. € auf rund 5,9 Mrd. € im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2022 reduziert werden. Wir müssen uns bewusst sein, dass auch in den zukünftigen Quartalen Unipers Ergebnis maßgeblich von der Höhe der Gasersatzbeschaffungskosten abhängen wird. Und die Gasersatzbeschaffungskosten hängen wiederum ganz wesentlich vom Gaspreis ab.

Tiina Tuomela, CFO Uniper

Über Uniper

Uniper ist ein internationales Energieunternehmen mit Sitz in Düsseldorf und Aktivitäten in mehr als 40 Ländern. Mit rund 7.000 Mitarbeitenden leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Europa. Die Kernaktivitäten von Uniper umfassen die Stromerzeugung in Europa, den weltweiten Energiehandel sowie ein breites Gasportfolio. Uniper beschafft Gas – auch als verflüssigtes Erdgas (LNG) – und andere Energieträger auf den Weltmärkten. Das Unternehmen besitzt und betreibt Gasspeicher mit einer Kapazität von mehr als 7 Milliarden Kubikmetern. Uniper plant, seine rund 22,5 GW installierte Strom-Erzeugungskapazität in Europa bis 2035 CO2-neutral zu betreiben. Bereits heute ist das Unternehmen einer der größten Betreiber von Wasserkraftwerken in Europa und plant den weiteren Ausbau von Solar- und Windenergie als Schlüssel für eine nachhaltigere und unabhängigere Zukunft.   

Uniper ist ein verlässlicher Partner für Kommunen, Stadtwerke und Industrieunternehmen bei der Planung und Umsetzung innovativer, CO2-reduzierender Lösungen auf dem Weg zur Dekarbonisierung ihrer Aktivitäten. Als Wasserstoff-Pionier ist Uniper weltweit entlang der gesamten Wertschöpfungskette aktiv und realisiert Projekte, um Wasserstoff als tragende Säule der Energieversorgung nutzbar zu machen. 

Textbaustein

Diese Pressemitteilung enthält möglicherweise bestimmte in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf den gegenwärtigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung der Uniper SE und anderen derzeit für diese verfügbaren Informationen beruhen. Verschiedene bekannte wie auch unbekannte Risiken und Ungewissheiten sowie sonstige Faktoren können dazu führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage, die Entwicklung oder die Performance der Gesellschaft wesentlich von den hier abgegebenen Einschätzungen abweichen. Die Uniper SE beabsichtigt nicht und übernimmt keinerlei Verpflichtung, derartige zukunftsgerichtete Aussagen zu aktualisieren oder an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.

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