22
Dezember
2022
|
00:00
Europe/Berlin

„Höhere Auslastung, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden“

Zusammenfassung

Der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW baut in Kupferzell (Baden-Württemberg) für 200 Millionen Euro einen „Netzbooster“ mit 250 Megawatt Leistung. Er soll als Sicherheitspuffer das Übertragungsnetz schützen, indem er aus seinen Lithium-Ionen-Batterien hinter dem Engpass einer überlasteten Leitung in kürzester Zeit Energie einspeist. Netzbooster können so präventive Schutzmaßnahmen wie die Geringauslastung von Netzen oder Redispatch-Maßnahmen teilweise ersetzen. Im Interview erklärt Severin Mosek, Projektleiter Netzbooster bei der TransnetBW GmbH, die Idee hinter der Anlage und ihren Nutzen für die Verbraucher.

Welche Aufgabe hat der Netzbooster in Kupferzell?

Der Netzbooster dient dazu, das bestehende Stromnetz höher auszulasten, ohne die Versorgungssicherheit zu verringern.

 

Projektleiter Netzbooster

Severin Mosek, Projektleiter Netzbooster bei der TransnetBW GmbH

 

Kann er auch längere Versorgungsengpässe überbrücken?

Es ist nicht vorgesehen, dass der Netzbooster die Energieversorgung über längeren einen Zeitraum aufrechterhält. Vielmehr hilft der Netzbooster, das bestehende Übertragungsnetz grundsätzlich höher auszulasten, das heißt auch bereits im passiven Zustand.

Wie funktioniert die Technik?

Im Normalfall ist das integrierte Batteriesystem mit Energie geladen. Dadurch kann das Übertragungsnetz höher ausgelastet werden. Fällt nun ein Stromkreis im Netz aus, würden die verbleibenden Stromkreise überlastet. In diesem Fall dient die Netzstabilisierungsanlage als eine Art Airbag. Innerhalb von Sekunden können wir an einem strategisch wichtigen Punkt in unserem Netz Energie bereitstellen. Gleichzeitig wird die Erzeugung im Norden reduziert. Dadurch werden die thermischen Grenzen der Stromkreise wieder eingehalten. Und solange der Netzbooster Energie bereitstellt, haben wir Zeit, den Engpass zu managen – entweder durch Schaltungen oder durch das Hochfahren von Kraftwerken.

 

 

 

Warum sind solche Anlagen deutschlandweit wichtig?

Eine intelligente Steuerung und Vernetzung kann das Stromnetz deutschlandweit entlasten. Deshalb ist ein flächendeckender Einsatz von Netzboostern wünschenswert.

Wie viele solcher Netzbooster bräuchte man insgesamt in Deutschland und Baden-Württemberg?

Für eine optimale Verteilung von Netzboostern muss die Engpasslage in Deutschland genau betrachtet werden. Es kommt also nicht so sehr auf die Anzahl an, sondern darauf, dass sie optimal verortet sind, so wie beispielsweise an dem sehr stark ausgelasteten Netzknoten in Kupferzell.

Was haben die Verbraucher davon?

Durch den Netzbooster werden auf zwei Gebieten Kosten eingespart: beim Netzausbau und beim Redispatch. Beides macht sich über die Netzentgelte auf den Stromrechnungen von uns allen bemerkbar. Um das Risiko von Überlastungen zu minimieren, werden die Stromleitungen vorsorglich nicht voll ausgelastet. Mit einem Netzbooster können die Leitungen höher ausgelastet werden, sodass weniger neue gebaut werden müssen. Netzbooster senken auch den Redispatch-Bedarf. Redispatch ist ein Instrument, mit dem die Übertragungsnetzbetreiber Engpässe beheben. Dabei wird die Stromzufuhr vor dem Engpass runter- und nach dem Engpass hochgefahren. Dabei entstehen hohe Kosten für die Entschädigung der nicht gebrauchten und für die Bezahlung der zusätzlich gebrauchten Energie.

 

 

 

Wie ist der Stand der Umsetzung beim Netzbooster?

Die Unterlagen für die Planfeststellung werden zurzeit beim Regierungspräsidium Stuttgart auf Vollständigkeit überprüft. Der nächste Schritt ist dann die öffentliche Anhörung. Nach dem Planfeststellungsbeschluss folgt die Bauphase, dann der Probe- und schließlich der Anlagenbetrieb voraussichtlich 2026.

 

Author

Christian Buck

Christian Buck ist freier Journalist. Seine Schwerpunkte: Energie, Mobilität, IT

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