28
Oktober
2022
|
00:00
Europe/Berlin

„Nachhaltigkeit ist bei uns kein Trend, sondern Unternehmensziel“

Zusammenfassung

Das Engagement für Umwelt und Soziales ist bei der Umweltbank im Geschäftsmodell verankert. Wie hält die Bank es mit nachhaltigen Geldanlagen? Interview mit Nadine Bold, Referentin Nachhaltigkeitsmanagement bei der UmweltBank AG.

Frau Bold, die UmweltBank wirtschaftet nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Jetzt redet alle Welt über nachhaltige Geldanlagen. Wie wirkt sich der Trend bei Ihnen aus?

Als die UmweltBank vor 25 Jahren gegründet wurde, waren nachhaltige Geldanlagen noch ein Randthema, und wir wurden für unser Geschäftsmodell belächelt. Das hat sich geändert. Heute sind unsere Kernthemen – erneuerbare Energien und ökologischer sowie sozialer Wohnraum – so aktuell wie nie zuvor. Für uns ist das natürlich positiv, denn immer mehr Menschen entdecken die UmweltBank. Die Nachrichten rund um den Klimawandel bewegen die Menschen. Daneben schaffen Proteste, wie etwa die von Fridays for Future, die notwendige Öffentlichkeitswirkung für das Thema Nachhaltigkeit. Dadurch steigt auch das Interesse der jüngeren Zielgruppen. Sie kommen bewusst zu uns, weil Nachhaltigkeit bei der UmweltBank nicht nur ein Trend ist, sondern gelebtes Unternehmensziel seit 25 Jahren.

 

Nadine Bold, Referentin Nachhaltigkeits-management bei der UmweltBank AG

Nadine Bold, Referentin Nachhaltigkeits-management bei der UmweltBank AG

 

Wie erklären Sie sich dieses rapide Umdenken der Öffentlichkeit?

Ich denke, das hat vor allem damit zu tun, dass der Klimawandel praktisch vor der eigenen Haustür stattfindet und dadurch stärker erlebbar wird. Dabei ist das Thema Geldanlage nicht unbedingt das Erste, woran man bei Nachhaltigkeit denkt. Aber das Bewusstsein steigt. Dazu trägt auch die Politik bei, die immer mehr Pflichten für Unternehmen beschließt, damit sich diese nachhaltiger aufstellen. Zum einen über die EU-Taxonomie, zum anderen über die Offenlegungsverordnung: Berichtspflichten für Unternehmen werden erweitert und verschiedene Finanzunternehmen müssen ihre Strategien und den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken veröffentlichen. Damit rückt das Thema auch bei Banken in den Vordergrund, denn der Klimawandel ist längst zu einem finanziellen Risiko geworden.

 

 

Die meisten Banken werben mit dem ESG-Begriff, also mit der Ausrichtung auf Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Was ist in einer Geldanlage drin, wenn ESG draufsteht?

Das kann sehr unterschiedlich sein. Deshalb müssen Kunden, die sich für nachhaltige Geldanlagen interessieren, sehr genau hinschauen. Fonds nutzen oft den Best-in-Class-Ansatz. Nach diesem investiert ein vermeintlich nachhaltiger Fonds in die Unternehmen in einem Index oder einer Branche, die hinsichtlich ökologischer, sozialer oder ethischer Kriterien führend sind. Je nach Bandbreite dieser Auswahl können darunter dann auch Unternehmen fallen, die beispielsweise nicht gänzlich auf fossile Energien verzichten, Arbeitsrechtsstandards missachten oder deren Unternehmensführung nicht makellos ist. Daneben arbeiten viele Fonds mit Toleranzgrenzen – dadurch sind Investitionen erlaubt, wenn zum Beispiel der Rüstungsanteil eines Unternehmens maximal zehn Prozent beträgt.

Was ist denn der Unterschied zwischen nachhaltigen und ESG-Geldanlagen?

Damit sprechen Sie ein grundsätzliches Problem an. Man muss genau hinschauen, was die einzelnen Anbieter damit jeweils meinen, weil es keine geschützten Begriffe sind. Bei der UmweltBank sprechen wir von nachhaltigen Anlagen in Verbindung mit den Sustainable Development Goals (SDGs). Das sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, auf die sich alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen 2015 festlegen konnten. Das weltweit anerkannte Nachhaltigkeitsverständnis umfasst konkret definierte Ziele für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung – von der Nutzung sauberer Energie über Bildung bis zur Gleichstellung der Geschlechter. Wer bei uns Geld anlegt, wirkt damit im Sinne der SDGs.

Wie vermeiden Sie „Greenwashing“, also den Versuch, durch Marketing einem Produkt oder einem Unternehmen ein grünes Image zu verleihen?

Wir beobachten Greenwashing oft bei Unternehmen, die in der Vergangenheit wenig nachhaltig waren und dann versuchen, sich mit einem Produkt oder einer Kampagne grün zu färben. Als UmweltBank haben wir den Vorteil, dass Nachhaltigkeit seit unserer Gründung vor 25 Jahren in unserer Unternehmensstrategie verankert ist. Einerseits haben wir dadurch also keine nicht-nachhaltigen Altlasten in der Bilanz. Andererseits setzen wir voll auf Transparenz, denn je umfangreicher Daten offengelegt werden, desto geringer sind die Möglichkeiten für Greenwashing. Bei unseren eigenen Fonds der Marke UmweltSpektrum setzen wir beispielsweise auf einen umfassenden, nachvollziehbaren und transparenten Auswahlprozess. Zudem werden die enthaltenen Wertpapiere und deren Nachhaltigkeitsfokus monatlich offengelegt. Die Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien überwacht ein fünfköpfiger Umweltrat, unser ökologisches Pendant zum Aufsichtsrat. Darüber hinaus sind auch unsere über 300 Mitarbeitenden sowie die rund 133.000 Kundinnen und Kunden sehr wachsam – wodurch wir viel wertvolles Feedback erhalten.

 

 

Sie bieten ausschließlich aktiv gemanagte Fonds an?

In unserem kostenfreien Depot können Anlegerinnen und Anleger eine sorgfältige Auswahl von nachhaltigen Aktien-, Renten- und Mischfonds von diversen Anbietern verwahren. Dazu gehören auch unsere eigenen Fonds der Marke UmweltSpektrum, die aktiv gemanagt werden.

Welche Renditechancen bieten nachhaltige Geldanlagen?

Man muss nicht auf Rendite verzichten, wenn man sich für eine nachhaltige Geldanlage entscheidet. Eher im Gegenteil. Nachhaltigkeit wird angesichts der globalen Krisen mehr und mehr zu einem entscheidenden Kriterium, um am Markt bestehen zu bleiben.

 

 
 

Author

Mirko Heinemann

Mirko Heinemann ist Journalist in Berlin Mirko Heinemann

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