07
Februar
2024
|
10:01
Europe/Berlin

Eiskalt und nachhaltig auf dem Weg zur Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs

Zusammenfassung

Uniper-Tochter Liqvis bezieht Kraftstoff aus größter Bio-LNG-Anlage Deutschlands

Die Liqvis GmbH hat sich die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs zur Aufgabe gemacht. Natürlich lässt sich dieses weitreichende Ziel nicht alleine erreichen. Doch das Uniper Tochterunternehmen aus Essen hat einen eiskalten Weg gefunden, einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen zu leisten: Bio-LNG. Wie genau dieser alternative Kraftstoff zur Dekarbonisierung beiträgt, welchen Meilenstein es 2023 beim Ausbau gab und wo es noch Herausforderungen zu bewältigen gilt, weiß Silvano Calcagno. Er ist bereits seit 2017 in der Geschäftsführung der Liqvis tätig und kennt die Details sehr genau.

„LNG bzw. Bio-LNG hat gegenüber herkömmlichen Kraftstoffen wie Diesel einige Vorzüge, die sowohl der Umwelt als auch den Fahrerinnen und Fahrern der LKW zugutekommen“, erklärt Calcagno. Im Fokus steht natürlich die CO2-Reduktion, schließlich ist sie das übergeordnete Ziel, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. „Im Vergleich zu LKW, die mit Diesel unterwegs sind, spart fossiles LNG bis zu 30 % der CO2-Emissionen ein. Bei Bio-LNG sind es sogar 100 %“, erläutert der Experte.

CO2-neutraler Schwerlasttransport dank Bio-LNG

Mit Bio-LNG sind die LKW auf den Straßen demnach vollkommen CO2-neutral unterwegs – und das, obwohl die Fahrzeuge von einem Verbrenner angetrieben werden. Der Grund dafür ist, dass das Bio-LNG mit einem negativen CO2-Wert belegt ist. „Das Fahrzeug stößt nur das CO2 aus, das wir der Umwelt vorher schon entzogen haben. Dadurch fahren die LKW CO2-neutral.“ Da diese Technologie einen wertvollen Baustein zur Dekarbonisierung leistet, ist die Liqvis GmbH bestrebt, ihr Tankstellennetz komplett von LNG auf Bio-LNG umzustellen.

„Wir legen beim Einkauf Wert darauf, ausschließlich fortgeschrittenen Bio-Kraftstoff aus Rest- und Abfallstoffen zu beschaffen“, sagt Calcagno. Beim Umstieg auf Bio-LNG wurde dabei Mitte des Jahres 2023 ein wichtiger Meilenstein realisiert. „Wir haben bereits seit 2 Jahren einen Liefervertrag mit unserem Partner EnviTec und haben damit unseren Partner unterstützt, entsprechende Investitionen vorzunehmen. Kürzlich hat das Unternehmen in Güstrow die größte Bio-LNG-Anlage Deutschlands eröffnet.“ Für die Liqvis GmbH ist diese Bezugsquelle ein wichtiger Schritt. Mit 14 LNG-Tankstellen im In- und weiteren im Ausland ist Liqvis der stärkste Abnehmer des Kraftstoffs aus der neuen Bio-LNG-Anlage in Güstrow.

Das aus Bio-Methan hergestellte LNG wird in der Anlage aus Hühnertrockenkot gewonnen. Die Produktion des Kraftstoffs realisiert die EnviTec Biogas AG also auch hier aus Rest- und Abfallstoffen. Im Unternehmensverbund mit der Deutschen Landei, dem größten deutschen Eierproduzenten, betreibt das Unternehmen eine Zirkular-Wirtschaft – und stellt im Zuge dessen eben auch Bio-Methan her.

Technische Umstellung auf Bio-LNG ist problemlos

Ihr Tankstellen-Netz hat die Liqvis GmbH über die Jahre mit LNG-Kraftstoff aufgebaut. Jetzt auf die Bio-Variante umzustellen, ist weder in Bezug auf die Tankstellen selbst noch für die Fahrzeuge mit Aufwand verbunden. „Der Prozess ist der gleiche. Wir füllen lediglich anstelle von fossilem LNG Bio-LNG in die Zapfsäulen“, versichert Silvano Calcagno. Für die Fahrerinnen und Fahrer der LKWs ändert sich ebenfalls nichts.

„Es gilt, gewisse Sicherheitsvorschriften im Umgang mit LNG einzuhalten.“ So sind ein Gesichtsschutz, eine lange Hose, Handschuhe und festes Schuhwerk beim Tanken vorgeschrieben. Der Hauptgrund dafür ist die eiskalte Eigenschaft des innovativen Kraftstoffs. „Methan wird bei Minus 160 Grad Celsius flüssig. Daher gilt es, sich vor eventuellen Kälteverbrennungen zu schützen.“ Die persönliche Ausstattung erhalten Fahrerinnen und Fahrer von ihren Speditionen. Zudem führt Liqvis auf Wunsch entsprechende Schulungen durch. Die Resonanz der Transporteure ist dabei sehr positiv. „Die Fahrerinnen und Fahrer sind gerne mit LNG unterwegs, weil die LKWs wesentlich geräuscharmer und laufruhiger sind als herkömmliche Lastkraftwagen.“

LNG-Technologie steht noch am Anfang: Doch warum?

„LNG ist eine Lösung, die verfügbar ist und funktioniert – auch wirtschaftlich.“ Erklärt der Fachmann im Gespräch. Dennoch ist die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs hier noch nicht so weit vorangeschritten, wie die Bundesregierung es einst geplant hatte. „Das liegt zum einen daran, dass der Güterverkehr auf den Straßen in den letzten 30 Jahren stark zugenommen hat.“ Weiterhin gilt es, jede verfügbare Technologie in Betracht zu ziehen, die auf dieses Ziel einzahlt, findet der Kraftstoff-Experte. Dass für LKWs, die mit Bio-LNG CO2-neutral fahren, immer noch die rechtlich-regulatorischen Rahmenbedingungen für herkömmliche Verbrenner gelten, sieht Calcagno als entscheidenden Nachteil. So endete beispielsweise auch die Befreiung der LKW-Maut für LNG-Fahrzeuge im Januar 2024. „Ich wünsche mir hier mehr Technologieoffenheit und Unterstützung von der Bundesregierung.“ Natürlich gelte es, Lösungen, die auf Wasserstoff oder einem Elektroantrieb basieren, ebenso voranzutreiben. Doch es sei wichtig, das große Ganze zu betrachten. „Wenn wir die Dekarbonisierung im Schwerlastverkehr erreichen wollen, werden wir alle Technologien brauchen.“ Silvano Calcagno ist zuversichtlich, dass sich diese Denkweise auf lange Sicht etablieren wird.

Wie sieht die Zukunft von Bio-LNG aus?

„Wir haben bei Liqvis bereits ein starkes strategisches Netz aufgebaut und sind im Markt etabliert. Ich sehe für die Ausbreitung von LNG in Deutschland sehr gute Chancen“, sagt er. Die Voraussetzung dafür sei jedoch die Anerkennung der CO2-Neutralität von Bio-LNG. „Nur so kann es sich als Mittel der Wahl zur Dekarbonisierung etablieren – neben alternativen Technologien.“ Diese Anerkennung wäre ein wichtiger Schritt, um dafür zu sorgen, dass die heutige Flotte von rund 5.000 LNG-Transportern auf Deutschlands Straßen bald deutlich wächst. Liqvis ist auf diesen Ausbau vorbereitet und wird die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs mit seinen Bio-LNG-Lösungen weiter aktiv vorantreiben.

Sie möchten über Neuigkeiten bei Uniper auf dem Laufenden bleiben? Abonnieren Sie hier:

This is not a valid email address.
This module is undergoing maintenance so the subscribe attempt failed. Please try again in one hour.
Kommentare (0)
Danke für Ihre Nachricht. Sie wird nach Freigabe angezeigt.