Bedeutung von Biomethan in der aktuellen Situation & Uniper's Ziele
Im Zuge der Energiewende und im Interesse einer resilienten Energieversorgung hat insbesondere die Gasversorgung in Europa stark an Bedeutung gewonnen. Der Aktionsplan REPowerEU der Europäischen Kommission sieht vor allem für Biomethan eine wichtige Rolle vor, um die Selbstversorgung mit eigenem (Bio-)Erdgas zu erhöhen und somit die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu senken. Bis 2030 soll die Biomethanproduktion in Europa von aktuell 3 Mrd. m³ auf 18 Mrd. m³ gesteigert werden, wobei das größte erschließbare Potential landwirtschaftliche Reststoffe (Gülle, Mist), organische Siedlungsabfälle und Abfälle aus der Lebensmittelindustrie darstellen.
Neben den aktuellen geopolitischen Einflüssen hat Biomethan in der Vergangenheit vor allem durch die vorangetriebene Energiewende an Bedeutung gewonnen. Die Renewable Energy Directive (RED) der Europäischen Kommission schreibt Mindestanteile Erneuerbarer Energien in der Energieversorgung, wie auch im Transportsektor vor. Biomethan ist eine Erfüllungsoption, die vor allem durch seine wetterunabhängige Produktion als auch THG-Einsparung stark nachgefragt wird.
Biomethan ist ein strategisch wertvoller und flexibler Energieträger der Zukunft und aus diesem Grund hat sich Uniper 2021 dazu entschiedenen eine neue Einheit zu gründen und in diesem Markt aktiv zu werden.
Was ist Biomethan und wo wird es eingesetzt
Biomethan wird durch die Aufbereitung von Roh-Biogas hergestellt, welches durch die Vergärung von Biomasse (z.B. nachwachsende Rohstoffe, landwirtschaftliche Reststoffe, …) entsteht und als Hauptkomponenten Methan (CH4) und Kohlenstoffdioxid (CO2) enthält. Um das Biogas auf Erdgasqualität zu bringen, welches zu über 99 % aus Methan besteht, muss das CO2 abgeschieden und konditioniert werden. Danach kann das aufbereitete Roh-Biogas als Biomethan in das Erdgasnetz eingespeist und zur energetischen (Strom-, Wärme-, Kälte-Erzeugung) oder stofflichen Verwendung (Grundstoffindustrie) zu Verfügung gestellt werden.
Deutschland ist Europas größter Biomethan- und Biogasproduzent mit ca. 11 TWh bzw. 1 Mrd. m³ Biomethan und ca. 73 TWh Biogas. Der dynamische Anstieg der Produktionskapazitäten war mit dem Erneuerbaren-Energien-Gesetzt (EEG) verknüpft, welches vor allem die gekoppelte Strom- und Wärmeproduktion von Biomethan und Biogas in Blockheizkraftwerken gefördert hat, so dass der Energiemarkt heute der wichtigste Absatzmarkt hierfür ist.
Die Einspeisung von Biomethan ins Erdgasnetz ermöglicht jedoch noch weitere vielseitige Anwendungsmöglichkeiten, da Biomethan im Gegensatz zu Biogas nicht ortsgebunden ist und somit überall dort, wo ein Gasausspeisepunkt besteht, massen-bilanziell bezogen werden kann. Die Entkopplung von Produktion und Nutzung durch das gut ausgebaute Erdgasnetz in Deutschland ermöglicht vor allem eine saisonale Nutzung des Biomethans in Zeiten, in denen fluktuierende erneuerbare Energien eingeschränkt Strom produzieren. Biomethan kann also als längerfristiger Speicher für erneuerbare Energien, entkoppelt von Ort und Zeit, eingesetzt werden. Außerdem ermöglicht Biomethan die direkte Wärmeerzeugung für die Versorgung von Innenstädten mit erneuerbarer Wärme z.B. in vorhandenen Heiz- und Brennwertkesseln. Der Einsatz von Biomethan als Kraftstoff im Transsportsektor ist ebenfalls sehr vielversprechend, da es ohne weitere Umrüstung in Erdgasfahrzeugen eingesetzt werden kann. Auch der Einsatz in Transportsektoren ohne erneuerbare Alternative macht Biomethan sehr wertvoll z.B. in flüssiger Form im Schwerlasttransport, aber auch im maritimen Sektor, so dass Biomethan zur erfolgreichen Dekarbonisierung dieser Sektoren beitragen kann.
Neben der Produktion und Vermarktung von Biomethan ist es weiterhin möglich, dass im Biogas enthaltene CO2 mit entsprechenden Systemen rückzugewinnen und zu verflüssigen. Das verflüssigte CO2 kann anschließend als technisches Gas an Unternehmen verkauft werden, oder in der Lebensmittelindustrie (Zusatz in Getränken oder zum Kühlen und zur Konservierung) zum Einsatz kommen. Die CO2-Verflüssigung führt zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen und somit zu einer deutlich besseren CO2-Bilanz der Biomethanproduktion.